Als Beitrag für die Shelter Stiftung entstand das Bild Bruchstück mit Landschaft. Es stammt aus einer Gruppe von shaped canvas-Formaten, mit denen Wawrzyniak das klassische Rechteckformat hinter sich lässt. Dünnes Baumwollgewebe ist auf einen trapezoid geformten Holzrahmen gespannt; eine karge Kohlezeichnung markiert den Bildraum. Die wenigen dunklen, horizontal platzierten Striche auf der weiß grundierten Fläche erzeugen eine vage Assoziation von Landschaft, etwa von einer Insel, die in einem seltsam leeren Raum schwebt. Gleichzeitig bricht die unregelmäßige Form des Bildträgers und die aus der Rechtwinkligkeit ausbrechende Hängung mit der Sehgewohnheit, so dass der Betrachterblick stetig und unauflösbar zwischen der Wahrnehmung einer dreidimensionalen Landschaft und der konkreten Bildform schwankt.
Jan Wawrzyniak (*1971 in Leipzig, lebt in Berlin)
Das Werk von Jan Wawrzyniak kreist um Fragen der Wahrnehmung, insbesondere der Wahrnehmung räumlicher Bedingtheiten. Seine Werke, ob Videoinstallationen oder Kohlezeichnungen auf grundiertem Baumwollgewebe oder auf MDF-Platten, sind monochromatisch und hinterfragen die visuellen Deutungsmöglichkeiten schlichter zeichnerischer Elemente. Räumlichkeit und Fläche werden verunklart, einfachen Lesarten eine Absage erteilt.
Zahlreiche Stipendien wie zum Beispiel das Stipendium der Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt (2006) ermöglichten es ihm sein Werk weiter zu entwickeln. 2011 wurde Wawrzyniaks Arbeit mit dem Will-Grohmann-Preis ausgezeichnet.
