Als Unikat steht der Shelter Stiftung eine Aufnahme aus dem Indiana State Prison zur Verfügung. Sie stammt aus der Serie The Omega Suites, die zwischen 1991 und 1998 in Todeszellen in US-amerikanischen Gefängnissen entstanden ist. Aus warm anmutenden Holz-, Beige- und Grüntönen entsteht ein symmetrisches Motiv. Es sind Holztüren, die sich öffnen und den Blick freigeben auf eine dunkel vergitterte Arrestzelle mit einer kargen Liegestätte – bestimmt für Häftlinge, die kurz vor der Vollstreckung der Todesstrafe dort ihre letzten Stunden verbringen. Die Schichten von hellen Farben und poliertem Holz können die eigentliche Funktion des Ortes nicht verbergen. Devlin zeigt diesen Ort ebenso sachlich wie kompromisslos. Die Unausweichlichkeit verfestigt sich in der brutalen Barriere der Gittertür, während feine Risse und Schmutz in den Ecken des Raumes eine in diesem Zusammenhang beinahe absurd anmutende Banalität widerspiegeln. Der Raum hinter der Barriere bleibt unzugänglich und verleiht so der Unvorstellbarkeit des Ortes Ausdruck.
Lucinda Devlin (*1947 in Ann Arbor, MI, lebt in Greensboro, NC, USA)
Die amerikanische Künstlerin Lucinda Devlin erschließt in ihren grundsätzlich quadratischen Fotografien (Innen-)Räume, die gesellschaftlich geformt und geprägt sind. In sachlichen Fotoserien eröffnet sie den Betrachtenden menschenleere Orte: Vergnügungsparks, Kurbäder, Solarien, Agrarlandschaften, Behandlungsräume, Hinrichtungsräume. Mit ihrer präzisen Bildsprache legt sie die an diesen seltsam stillgestellten Orten ablesbaren Sitten, Werte und Regeln einer Gesellschaft offen. Ihre Fotografien befinden sich in zahlreichen internationalen Sammlungen wie etwa dem Guggenheim Museum in New York und der Bibliothèque Nationale in Paris.
